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Pheline meetz Frédéric Malle

Pheline meetz Frédéric Malle

Er ist der begnadetste Duft-Dirigent unserer Zeit. Seit 19 Jahren komponiert der Franzose Frédéric Malle zusammen mit den feinsten Nasen aus dem olfaktorischen Orchester perfekte Geruchssinfonien für seine Editions de Parfums. Ich bin fou de Frédéric und durfte ihn zum Gespräch bitten.

Manche haben ein besonderes Händchen für bestimmte Dinge und Monsieur Malle (56) hat eben eine ganz besonders feine Nase. Ein Talent, dass ihm anscheinend in die Wiege gelegt wurde. Schließlich ist er bereits der Dritte in der Familien-Generation, der erfolgreich mit dem Duft-Gen Fabelhaftes fabriziert. Sein Großvater Serge-Hefler Louiche ist kein geringerer als der Gründer von Parfums Christian Dior. Der werte Frédéric studierte Kunsthistorik und Betriebswirtschaft an der New York University. Danach verschlug es ihn kurz in die Werbebranche, bis er 1988 bei dem namhaften Parfümlabor Roure Bertrand Dupont beruflich zu seinen familiären Wurzeln zurückfand. In 25 Jahren Zusammenarbeit eignete er sich dort ein formidables Fachwissen über Rohmaterialien und olfaktorisches Gleichgewicht an. In einer Zeit, in der die meisten Beautybrands nur um ihr äußeres Image bemüht waren und Celebrities eine Illusion von Qualität vermitteln sollten, entschied der Franzose, die Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Produkt zu lenken. Mit der Gründung der Editions de Parfums Frédéric Malle im Jahre 2000 läutete er die Wiederkehr der Luxusparfümerie ein. Die Idee der Marke entstand aus dem Wunsch heraus, den Parfümeuren die totale kreative Freiheit zurückzugeben. Als ihr Herausgeber bringt er sie an ihr kreatives Limit, um einzigartige Kunstwerke unter ihrem Namen zu erschaffen. Zu ihnen zählen u.a.: Pierre Bourdin, Jean-Claude Ellena, der aus Westfalen stammende Ralf Schwieger, aber auch Damen wie Olivia Giacobetti oder Sophia Grojsmann zählen zu dem erlesenen Kreis. Wer noch tiefer in die Malle`sche Materie eintauchen möchte, greift am besten zu dem Buch „Die Kunst des Parfüms“. Es porträtiert die komplette Editions de Parfums perfekt.

Als ich das Luxus-Wässerchen Carnal Flower, das im Zusammenspiel mit dem Parfümeur Dominique Ropion entstanden ist, zum ersten Mal gerochen habe, war es um mein felines Näschen geschehen: Nie wieder wollte ich nach etwas anderem duften… Noch Fragen? Ich hatte jede Menge und konnte mein Glück kaum fassen, als ich den in New York lebenden, charmanten und humorvollen Grandscenteur in Berlin zum folgenden Interview gemeetzt habe:

  • Pheline: Monsieur Malle, welche Frage wurde Ihnen schon so oft gestellt, dass Sie sie nicht mehr hören können?

Frédéric Malle: Welches ist ihr liebster Duft aus der Edition? Es gibt sicher noch einige andere Fragen nach 19 Jahren, aber ich glaube, das ist die langweiligste!

  • P: Wenn Sie ab morgen nur noch einen Geruch wahrnehmen könnten, für welchen würden Sie sich entscheiden?

F.M: Was für ein furchtbarer Gedanke! Dann lieber gar keinen Geruch mehr wahrnehmen können. Die Schönheit steckt in der Vielfalt. Immer nur dasselbe zu riechen wäre sehr deprimierend, finden Sie nicht auch?

  • P: Auf welche Art von Geruch könnte die Welt ihrer Meinung nach verzichten?

F:M: Auf den Duft von Lufterfrischern in New Yorker Taxis!

  • P: Wonach duftet Liebe? Wie riecht Neid?

F.M: Nach dem Geruch des Anderen. Liebe hat tausend Düfte. Wonach Neid riecht, weiß ich nicht. Ich bin keine missgünstige Person.

  • P: Wenn Sie ein Parfum für eine Katze kreieren müssten, mit wem würden Sie dafür zusammenarbeiten und welche Ingredienzien müsste der Duft unbedingt enthalten?

F.M: Das wäre ein Spaß! Ich würde einen imaginär großen felinen Duft kreieren, der ein wenig nach diesem alten Zirkus riecht, den ich als Kind besucht habe. Ein kleines Haustier groß und wild duften zu lassen wäre mir ein Vergnügen! Ich könnte mich damit an Dominique Ropion oder Maurice Roucel wenden, denn beide sind sehr gut, wenn es um die Herstellung dieser überdimensional sinnlichen Parfums geht.

  • P: Bitte beschreiben Sie den Entstehungsprozess eines neuen Parfums.

F.M: Er beginnt immer mit einem Gespräch zwischen einem Parfümeur und mir, in dem wir in unserer sehr eigenen Fachsprache bestimmen, was wir versuchen werden zu erreichen. Es geht dabei immer um die Ästhetik und umfasst außerdem die Rohstoffe des Duftes – ob aus der Natur oder anderen Lebensbereichen, die wir mit etwas anderem mixen möchten oder von dem wir einen Teil nehmen wollen, um ihn mit etwas anderem zu verbinden. Ein Parfum ist ein wenig wie eine Collage. Wir benutzen Stücke von mehreren Dingen, um ein Bild zu erschaffen. Die Parfümeure mit denen ich zusammenarbeite stellen dann nach dem Gespräch einen entsprechenden Duft her – vergleichbar mit einem Maler, der eine Skizze anlegt, bevor er mit dem finalen Bild beginnt. Auf diese Art überprüft man zum einen die Idee und sieht gleichzeitig, ob man sich gegenseitig richtig versteht. Wie eine Skulptur, die auch große Veränderungen durchlebt, versuchen wir diese Skizze dann zu verbessern, indem wir große Änderungen vornehmen; in groben Zügen Dinge weglassen oder ergänzen. Danach folgt die Phase der Feinabstimmung, in der wir jedes Detail ausarbeiten und sicherstellen, dass auch jedes Rohmaterial perfekt dosiert ist. Dieser Part kann sehr lang und mühsam sein, aber man muss diesen Preis zahlen, um etwas perfekt Abgestimmtes zu bekommen. Der ganze Prozess dauert zwischen 6 und 18 Monate, was ziemlich lang ist.

  • P: Wie verläuft ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen ab?

F.M: Ich starte ihn mit dem Riechen an getrockneten Daunen. Sie fungieren als Löschblätter für aufgesprühte Parfums, an denen ich schon die Tage zuvor gerochen habe. Der Nachgeruch eines Duftes hilft dir oft erst zu verstehen, wie er gemacht wurde und gibt dir manchmal Hinweise darauf, was noch verbessert werden könnte. Danach spreche ich mit meinem Büro oder den Parfümeuren in Paris. Denn morgens in New York bedeutet nachmittags in Paris. Das ist der einzige Moment, indem wir zusammen wach sind. Zum Mittag gehe ich immer auswärts essen – entweder mit jemandem zusammen oder ich nutze die Zeit, um mir etwas Interessantes anzuschauen. Ich lebe zwar seit 13 Jahren in New York, aber meine französischen Gewohnheiten habe ich mir bewahrt! Nachmittags zurück im Büro arbeite ich an persönlichen Projekten, rieche an Parfums, etc…

  • P: Wie muss man sich Ihren Arbeitsplatz vorstellen?

F.M: Ich habe ein wunderschönes, lichtdurchflutetes Eckbüro direkt am Central Park. Licht ist sehr wichtig für mich. Diesbezüglich bin ich dort gesegnet. Wie in all meinen Büros in den letzten 30 Jahren habe ich auch dort einen riesigen Tisch mit all meinem Kram darauf: Hunderte von Proben, Laguna B-Gläsern, in denen ich meine Stifte und Füller aufbewahre, stapelweise Akten, um die ich mich hätte schon vor Zeiten kümmern sollen…Bücher in den Regalen an den Wänden und einen gigantischen Bang & Olufsen Lautsprecher, um meine Musik zu hören.

  • P: Was halten Sie von Instagram, Facebook & Co.?

F.M: Es sind notwendige Übel in einer Zeit, in der die Print-Medien rückläufig sind. Aber ich hasse daran, dass es die Menschen derartig selbstbezogen werden lässt und die Aufmerksamkeit mehr ihren Handys gilt als dem wahren Leben. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Leute aktuell immer noch schnell ihre Meinung zu sämtlichen Dingen äußern, obwohl es manchmal das Beste wäre einfach zu schweigen. Es ist generell besser, erst nachzudenken bevor man spricht.

  • P: Wer oder was inspiriert Sie?

F.M: 1000 Dinge – da gibt es nichts im Speziellen. Ich bin wie ein Schwamm. Ich mag beinahe zu viele Sachen und Epochen. Das verwirrt die Menschen um mich herum manchmal ein wenig. Ich beantworte beispielsweise diese Fragen aus Japan und was ich diese Woche hier sehe wird mich für Monate mit Input versorgen.

  • P: Wer oder was bringt sie auf die Palme? (Anmerkung der Redaktion: Diese Frage funktioniert aufgrund der Antwort nur in Englisch) Who or what gets your shirt out?

              F.M: But my shirt is always tucked in. I am a control freak after all!

  • P: Bitte beschreiben Sie sich mit drei Adjektiven:

F.M: Sensibel, perfektionistisch, handlungsorientiert.

  • P: Was ist für Sie die höchste Tugend?

F.M: Man selbst zu sein – in der Hoffnung, dass dies eine Art von Großzügigkeit beinhaltet.

  1. P: Gibt es irgendeine Weisheit, die Sie mir und den Lesern gern mit auf den Weg geben möchten?

F.M: Man sollte die Dinge immer zu Ende bringen. Wenn man etwas beginnt, muss man alles geben.

  • P: In welcher Epoche hätten sie gerne gelebt oder sind sie zufrieden mit dem Hier und Jetzt?

F.M: Ich liebe unsere Zeit, allerdings wünschte ich, die Freiheit und der Optimismus aus den ersten 30 Jahren nach dem Krieg wären noch mehr präsent.

  • P: Welches ist für sie die humorvollste Figur in der Welt der Literatur?

F.M: Ich interessiere mich mehr für das Kino und liebe die Marx Brothers.

  • P: Welches Weltgeschehen beschäftigt sie aktuell am meisten?

F.M: Die Kontrolle des Klimas und das nicht erst seit heute.

  • Wer war der Held ihrer Kindheit und warum?

Mein Vater, weil er mein Vater war und weil er ziemlich cool war.

Bitte treffen Sie eine Entscheidung:

  • P: Zuhause Kochen oder Essen im Restaurant?

F.M: Zuhause Kochen

  • P: Routine oder Spontanität?

F.M: Spontanität – der ultimative Luxus

  • P: Provinz oder Großstadt?

F.M: Rom

  • P: Analog oder digital?

F.M: Digital

  • P: Familie oder Freunde?

F.M: Beides!

  • P: Theater oder Kino?

F.M: Kino

  • P: Le Fromage oder Crème brûlée?

F.M: Käse

Bitte ergänzen Sie die folgenden Sätze:

  • P: Das Glas ist halb

F.M: voll

  • P: Jeder Mensch sollte in seinem Leben

F:M: jeden Tag Sex haben

  • P: Katzen sind

F.M: auf eigenwillige Art geheimnisvoll

  • P: Kreativität bedeutet für mich

F.M: Spaß zu haben, aber dabei genau und exakt zu sein.

  • P: Frederic Malle steht für

F.M: Dinge, an die du glaubst

HaPpY Meow und merci beaucoup, Monsieur Malle!
Alle 100 ml Flakons aus der Editions de Parfums Frédéric Malle gibt es jetzt auch in handlichen, minimalistisch designten 30 ml Zerstäubern.

Wem auf der Stelle nach noch mehr Malle zumute ist, der klickt ganz einfach hier: Editions de Parfums Frédéric Malle

© Fotos: PR Frédéric Malle


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