Anmerkung der Redaktion: Trotz oder gerade wegen #stayhome, #selfisolation und #socialdistancing erscheint als Infotainment der folgende Text über ein gesellschaftliches Phänomen aus der Mode, das bis kurz vor der Corona Pandemie noch öffentlich die Runde machte…
Dass durch den Vintage- und Reseller-Markt immer wieder neue Trends entstehen, ist ein alter Hut. Doch ganz fresh gesellt sich eine weitere, aus dem Interior-Bereich stammende Stil-Evolution dazu. Die Rede ist vom Grandmillennial-Chic. Dieser verweigert nicht nur die (textile) Zukunft, denn sie erscheint so ungewiss wie noch nie. Nein, er wagt sogar den Rückschritt in die Vergangenheit: Als Granny-Look – but make it fashion und vor allem zeitgemäß, bitte!
Flippig-kindliche Vintage-Mania trifft auf Normcore-Dad-Style und will alles andere als auffallen. Gemeinsam mit dem Stick of Butter, der im letzten Frühjahr all Shades of beige servierte und für die klassische „Ruhestandsuniform“ steht, tauchen wir immer tiefer in die Kleiderschränke unserer Großeltern ein. Omas alte Lieblingsteile gemixt mit Opas Jacken und Pullundern bilden das Fundament für eine neue Riege an Stilikonen. 2019 angefangen als gegensätzlicher Einrichtungsstil, der dem cleanen Minimalismus von heute per plüschigem Polster die Stirn bietet, wird jetzt auch in modischer Hinsicht der Horizont mit Vergangenem erweitert. Es ist die Ära der Grandmillennials, welche sich in allen Aspekten unseres Lifestyles widerspiegelt. Das Kunstwort setzt sich aus dem „Grand“ von Grandparents und dem Label der eigenen Generation zusammen. Relativ selbsterklärend gibt es die Richtung vor: ein Hang zur Geborgenheit, der Wunsch nach Ruhe und Bodenhaftung. Das Manifest fordert mehr Offline-Zeit und proklamiert Dinge, die sich echt anfühlen und greifbar sind.
Es ist die Evolution des Ugly-Chics, der mit allem spielt, was erst skeptisch betrachtet und dann innig geliebt wird. Wie schön hässlich sein kann, wissen wir nicht nur dank Alessandro Micheles Gucci. Auch selbst gestrickte Pullover besitzen manchmal denselben unwiderstehlichen Charme aus Funktionalität und unattraktiver Anziehung. Passform und Streetcred´ spielen absolut keine Rolle. Es gilt: Mix und Match gewinnt – verschiedene Strukturen und Silhouetten inklusive. Am besten bietet sich für die neue Formenvielfalt der Lagenlook an, denn vor allem beim Layering geht es um Oberflächenoptik, Haptik und Farbigkeit. Strick, Patchwork, Fleece in Kombination mit Cord, Crêpe, Rüschen & Co. sorgen spielerisch für altbackene Ensembles, die gleichzeitig so was von fast forward sind. Clumsy, cluttered und conscious lautet das Credo 2.1. Dass der Trend gerade jetzt so zeitgemäß ist, liegt an seiner Verbindung zur Sustainable-Bewegung und ihren verschiedenen Ausläufern: Craftmanship, am besten noch DIY, lokal produziert oder schonmal getragen, bilden hierbei die Base. Damit einhergeht die Rückbesinnung auf traditionelle Fertigungsmethoden und Materialien. Letzteres auch gerne in einer nachhaltigen Version.
Praktisch, funktional und dennoch modisch greifen die Teile ineinander und ergeben in ihrer Kombination ein auf den Träger abgestimmtes Bild. Das Schönste daran: Sämtliche Looks offenbaren pure Individualität. Die „Future-Traditionalisten“ diktieren somit ihren ganz eigenen Zukunftscode ohne sich dabei von irgendetwas verabschieden zu müssen.
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© Fotos: Greta Müller-Elsner, Konzept & Text: Fatima Njoya
Bleibt nur zu hoffen, dass wir uns alle ganz bald wieder ohne Risiko mit den Großeltern treffen dürfen, um nach Herzenslust mit ihnen gemeinsam den Kleiderschrank zu durchforsten. Wer solange nicht warten kann, shoppt den Grandmillennial-Chic ausnahmsweise online. Passt alle auf euch auf, bleibt vor allen Dingen zu Hause und gesund!
Eure Kittycat Pheline
© Freisteller: Tracdelight PR (9)
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