Der neu erschienene Bildband „Amy Winehouse by Blake Wood“ offenbart eine bis dato völlig verborgene Seite der Soulikone. Schon beim Betrachten des Covers wird klar: So hat man die Ausnahmesängerin noch nie gesehen.
Amy Winehouse – eine Frau, die zu recht einen Hype ausgelöst hat, wie es zuletzt vielleicht bei den Beatles der Fall war. Ihre Stimme begeisterte Massen, ihr Privatleben war ein Fest für die Presse und ihre bedingungslose Liebe berührte ihre Freunde und Familie. Leider ist sie viel zu früh von uns gegangen. Blake Wood, einer ihrer engsten Vertrauten, hat nun zusammen mit dem Taschen Verlag eine Reihe der wohl intimsten Farb- und Schwarzweiß-Fotografien herausgebracht, die man je von ihr sehen konnte. Woods Bilder zeigen eine selten sichtbare, heitere Facette von Amy: zwanglos und entspannt wie ein ganz normales, typisches Londoner Mädchen, das das Leben in vollen Zügen genießt. Eingehend untermalt mit Texten von der renommierten Journalisten Nancy Jo Sales, lernen wir so eine Seite des Ausnahmetalents kennen, die nahbar scheint und mit der man sich nur zu gern identifiziert. Beim Blättern habe ich das Gefühl, mir ist ein Liebesbrief in die Hände gefallen. Deshalb ist dieser Bildband für mich eine der schönsten Entdeckungen des Jahres.
Anfang 2008 liest Amy Blake Woods Zukunft in einem Deck Spielkarten. Es ist der Abend an dem sie sich kennenlernen. Zufällig suchen beide Zuflucht in der Wohnung von Kelly Osbourne. Er ist 22 Jahre alt und frisch nach London gezogen, kennt niemanden und hat noch keine feste Bleibe. Sie hat gerade für ihr Album Back to Black fünf Grammy Awards eingeheimst und steht im Zenit ihres Ruhms. Trotzdem fühlt sich die 24-jährige einsam und allein, denn ihre große Liebe – auch schon ein Blake mit dem Nachnamen Fielder-Civil –musste ins Gefängnis. Karten lesen lernte Amy von ihrer jüdischen Großmutter „Nan“, erzählt sie Wood an jenem Abend. Sie zieht ein Herz Ass, das für den Beginn einer neuen Liebe und eine emotional erfüllende Periode steht. Die Karte soll zum Symbol für ihre Verbindung werden und eröffnet den gerade erschienenen Bildband.
In den darauffolgenden Jahren entwickelt sich eine enge, vertraute Beziehung zwischen Amy Winehouse und Blake Wood. Er ist immer an ihrer Seite, zieht sogar bei ihr ein. Zwischen Ruhm und Drogenabhängigkeit lernt er die Person hinter dem zerrütteten Image kennen und fängt intime, ruhige Momente mit seiner Kamera ein. Die besonderen Portraits, die dabei entstanden, lassen sich nun auf 90 Seiten bestaunen. Durch Blakes Linse sehen wir sie in den wahrscheinlich ehrlichsten Momenten ihres Lebens: Sei es bei Trapezstunden am Strand von Saint Lucia, beim Spielen mit ihrer Patentochter oder in einem Londoner Pub, in den sie sich ungesehen von den immer präsenten Paparazzi hineinschlich. Die Bilder und Geschichten gehen unter die Haut. Endlich wurde ihr publizistisch ein Denkmal gesetzt, das sie verdient.
Dieses Buch ist nicht nur eine wunderschöne Errungenschaft für jeden Coffee-Table. Es ist ein wahrer Herzenswärmer, der von einer innigen Seelenverwandtschaft berichtet, die nur wenigen Menschen zuteil wird. Zehn Jahre nach der Entstehung der Bilder hat Blake Wood endlich die Kraft, sie uns zu zeigen: die wahre Amy.
„Das ist keine düstere Untergangsgeschichte, die mit ,… und dann war sie tot‘ endet. Es
gab erstaunliche lichte Augenblicke inmitten all des Chaos, und das ist es, was ich in
diesen Bildern sehe.“
— Blake Wood
© Fotos: Blake Wood / Taschen Verlag, Text: Janne Marie Schmit
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