Wer mich und Fou de Pheline verfolgt, weiß wie sehr ich Porzellan liebe. Deshalb folgt heute auf das Interview mit der Keramik-Künstlerin Clémentine de Chabaneix vor einigen Wochen ein weiteres, in dem das weiße, edle Material wieder die Hauptrolle spielt. Dieses Mal in Form von handgefertigtem, animalischen Schmuck – gestaltet von den beiden Französinnen und Schwestern Nadia und Nancy Koch unter ihrem Label NACH Bijoux.
Pheline: Euer Vater Christian Koch war 30 Jahre lang führend in der Herstellung von Miniatur-Porzellan-Tieren. Hat er seine Leidenschaft für dieses Material und die Thematik an euch vererbt?
Nancy: Durch den Job unseres Vaters sind wir in dieser Welt aufgewachsen und konnten das gewonnene Know-How beim Design unseres Schmuckes verwenden. Porzellan ist einfach toll, weil es die Zartheit und die Details der Schmuckstücke besonders zum Ausdruck bringt. Außerdem hat es eine schöne, softe Haptik. Natürlich ist es eine große Herausforderung, Porzellan für Schmuck zu verwenden. Aber gerade dieser komplexe Kreationsprozess gibt uns so viel. Unser Herz schlägt dafür!
Nadja: Unser Vater hat definitiv seine Leidenschaft an uns weitergegeben und dadurch gleichzeitig unser eigenes Potenzial enthüllt – in Sachen Kreativität für Nancy und im Business-Bereich für mich. Er unterstützt uns auch heute noch und erfreut sich an dem, was wir tun. Unsere Mutter spielt natürlich auch eine wichtige Rolle: Von ihr haben wir das Gespür für schöne Dinge. Sie ist eine sehr „kokette“ Person.
P: Was waren die wichtigsten Werte, die euer Vater euch mit auf den Weg gegeben hat?
Nancy: Immer hart zu arbeiten, denn ohne Tätigkeit habe man nichts, sagt er immer. Außerdem entwickelte sich dank ihm unsere Sensibilität für Tiere und Kunst.
Zahm und filigran: Armreif mit handfertigten Panther- und Leopardenköpfen aus Porzellan von NACH Bijoux.
P: Fragiles Porzellan für Schmuck zu verwenden erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Wann entstand die Idee?
Nadia: Eines Tages haben wir uns ein Teil aus der Kollektion unseres Vaters ausgesucht und an eine Kette gehängt. So entstand der erste Halsschmuck mit einem Leoparden. Er kam in unserem Umfeld sehr gut an. Das war der Startschuss für NACH Bijoux vor sieben Jahren.
Nancy: Bezüglich des Materials gibt es große Unterschiede zwischen Keramik und Porzellan. Zum einen besteht Porzellan aus einem der besten Rohstoffe, zum anderen wird es viel länger und heißer gebrannt (ca. 12 Stunden bei 1200°C). Deshalb ist es robuster, obwohl wir es natürlich trotzdem mit Vorsicht behandeln müssen.
P: Der Name eurer Marke leitet sich aus den Anfängen eurer Vornamen und dem Ende eures Nachnamens ab. Es scheint euch auch hier wichtig zu sein, eine enge Verbindung zur Familie zu haben.
Nancy: Ja, auf jeden Fall. NACH Bijoux ist ein Familienunternehmen. Wir sind glücklich, das bewährte Know-How weiterzuverwenden und das Material in die Modebranche einzuführen. Alles geht langsam, aber sicher bergauf. Zum Glück kam die Bedeutung von NACH bis jetzt in den verschiedensten Sprachen bei unseren Kundinnen immer gut an!
P: Eure Schuckstücke wirken sehr bunt, spaßig und verspielt! Beschreiben diese Adjektive auch euch selbst?
Nadia: NACH Bijoux ist eine vollständige Reflektion unserer Persönlichkeiten und beschreibt, was wir sind. Aber es geht auch um Tiere. Manchmal fragen wir uns, ob wir sie ausgesucht haben oder sie uns. Als Designerinnen empfinden wir sie als wunderbare Kreaturen und eine echte Inspirationsquelle: die Art, Form, Haltung, Farbigkeit, das Fell oder die Federn, der Nachwuchs – das alles sind grafische Elemente, mit denen wir in unseren Kreationen spielen können. Und es gibt noch so viele schöne Tiere, die wir zu Schmuckstücken machen werden.
P: Es hat sicher viele Vorteile, ein Unternehmen als Schwestern zu führen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es manchmal auch schwierig ist, Persönliches und Geschäftliches nicht zu vermischen. Wie haltet ihr die Balance?
Nancy: Wir verbinden Arbeit und Vergnügen und versuchen, private und geschäftliche Angelegenheiten während der Arbeit nicht durcheinander zu bringen.
Nadia: Wir sind aber immer füreinander da. Einer muntert den anderen auf, wenn es nötig ist. Das ist das Tolle am zu zweit sein.
Tierlieb und kreativ: Nancy und Nadia Koch haben ein animalisches Faible bei ihren Kreationen für NACH Bijoux.
P: Es gibt ein Zitat, das besagt: „Schmuck stellt dich vor, bevor du überhaupt sprichst.“ Was sagen eure Kreationen über die NACH-Kundin aus?
Nancy: Jede Frau kann bei uns das finden, was am besten zu ihr passt und damit auf ihre Art kommunizieren.
P: All eure Schmuckstücke sind handgefertigt. Einen Pin mit einem Porzellan-Katzenköpfchen bekommt man für 30 Euro. Wie und wieso macht ihr es möglich, solch faire Preise für derartig hochwertiges Design anzubieten?
Nancy: Wir positionieren uns in der Mitte des High-End-Schmucks. Unsere Kosten sind eher hoch, da Qualität, Details, Bemalung und Finish bei jedem Stück perfekt sein sollen. Trotzdem bieten wir eine große Preisspanne von erschwinglich bis teuer an. Denn uns ist es wichtig, jedes Budget in unserer Kollektion zu bedienen.
P: Eure neuste Kollektion für den Herbst/Winter 18/19 ist inspiriert von „der mysteriösen Seite der Natur und kombiniert die Tier- und Pflanzenwelt“, um es in euren eigenen Worten wiederzugeben. Würdet ihr mir einen Einblick in den Kreativprozess geben, der dahinter steckt?
Nadia: Durch den Mustermix von Camouflage und Wintergarten-Zeichnungen zeigt NACH Bijoux klassische Styles in einem völlig neuen Licht: der Verbindung zwischen Realität und Dichtung. Inspiriert von Künstlern wie Henri Rousseau und Liu Bolin erfinden und feminisieren wir ein ganzes Wald-Universum neu.
P: Wenn ihr euch in ein Tier oder eine Pflanze verwandeln würdet, was wäret ihr und warum?
Nancy: Ich wäre eine der großen Raubkatzen, zum Beispiel ein Leopard oder Gepard. Sie sind süß, sehen aber gleichzeitig stark und wild aus – sogar noch mehr, wenn sie an einem Ring oder einer Kette getragen werden (lacht).
Nadia: Die Vogelwelt mag ich am meisten, weil es so viele schöne Arten gibt – in unzähligen Formen und Farben aus der ganzen Welt. Sie ist so friedlich und gibt dir das Gefühl, vollkommen frei zu sein.
P: Für eure Designs mixt ihr oft elegante Materialien mit eher naiven Motiven wie Rehen, Eichhörnchen oder Papageien. Ist es euch persönlich wichtig, das Kind in euch nicht zu verlieren?
Nadia: Nancy hatte diese kindische Seite schon immer in sich, auch wenn sie heute 31 Jahre alt ist. Aber es geht hier nicht wirklich nur um das Alter, sondern vielmehr um die Emotion, die man mit den Menschen teilen möchte.
MEOW – und jetzt endeckt die fabelhafte Welt von NACH Bijoux weiter hier!
© Header-Bild: NACH PR, Text: Annika Weßbecher
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