FASHION, BEAUTY AND CULTURE ON KITTENHEELS
READING

Die Welt mit Googles Augen

Die Welt mit Googles Augen

The Agoraphobic Traveller nimmt Euch mit auf eine digitale Reise per Google Streetview-Auto und zeigt dank des Tools die Schönheit der entlegensten, erschlossenen Orte dieser Welt.

Die Londonerin Jacqui Kenny leidet unter Agoraphobie. Diese als Platzangst bekannte Angststörung lässt einen in relativ harmloser Ausführung lieber sportliche Treppen statt beklemmende Aufzüge wählen. In ausgeprägter Form werden nicht nur Menschenmassen und enge Räume gemieden, sondern mit der Abschottung in den eigenen vier Wänden sämtliche mögliche panikauslösende Situationen gemieden – Reisen ist mit diesem State of Mind gar nicht mehr drin. Als gebürtige Neuseeländerin brauchte Kenny deshalb mehrere Monate Psychotherapie, um die Hochzeit ihrer Schwester in ihrem Heimatland zu besuchen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Agoraphobic Traveller (@streetview.portraits) am

Und doch hat sie einen angstfreien Weg gefunden den Globus zu umrunden und sogar bis in die abgelegensten Orte dieser Welt vorzudringen – die einzige Voraussetzung: das Google-Auto muss vor ihr dagewesen sein. Ihre virtuellen Trips mit Google Streetview lassen auch nicht das wichtigste Jagdgut eines guten Touristen missen – die Schnappschüsse. Oder in ihrem Fall: Screenshots. Diese haben allerdings mit der wahllosen Knipserei eines Urlaubers nichts zu tun. Wunderschöne Landschafts- und Architekturaufnahmen, vereinzelt belebt durch wenige Menschen oder Tiere, sind das Ergebnis ihrer außergewöhnlichen Arbeit.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Agoraphobic Traveller (@streetview.portraits) am

Ob Mexiko, Arizona, Peru oder Chile – die Einzelteile aus Kennys Kollektion an Streetview-Momentaufnahmen verbindet ein paar gleichbleibende Nenner. Sie stammen niemals aus urbanen Regionen, sondern bilden meistens abgeschiedene Orte ab, die eine gewisse Weite vermitteln. Architektur und Landschaft geben den Bildern mit ihrer Linienführung Struktur und sorgen für Ordnung in der Bildkomposition. Hier und da werden wenige Menschen oder ein zufällig durchs Bild laufendes Tier zum Sujet. Jacqui Kenny mag es besonders, wenn die Bilder den aktuellen Entstehungsprozess wiederspiegeln, z.B. wenn der aufgewirbelte Staub des Google-Autos zu sehen ist oder Hunde oder Kinder dem Auto hinterherjagen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Agoraphobic Traveller (@streetview.portraits) am

The Agoraphobic Traveller alias Jacqui Kenny hat früher beim Film gearbeitet, was einer der Gründe dafür sein wird, dass sie bei so einer Bilderflut, wie Googles Streetview sie produziert, nicht die Übersicht verliert. Wenn ich einmal virtuell um die Häuser streiche, bin ich angesichts der hohen Dichte verschwommener Gemäuer eher genervt als geneigt, mein Reise-Revier in diese Welt 2.0 auszudehnen. Nun gut, die blurry Häuser haben wir der hiesigen Rechtsprechung zu verdanken, deshalb lohnt es sich für uns vielleicht umso mehr, wie Kenny mit ein paar Klicks die Landesgrenzen zu überwinden.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Agoraphobic Traveller (@streetview.portraits) am

Auf dem Instagram-Account @streetview.portraits könnt ihr Kennys außergewöhnliche Kunst verfolgen – teilweise im wahrsten Sinne, denn zu einigen Bildern hat sie die Geo-Daten veröffentlicht. Wer ihre wunderschönen Bilder lieber auf dem manuellen Weg zu sich nachhause holen möchte, findet auf der Website www.theagoraphobictraveller.com jeweils auf 500 Stück limitierte Kunstdrucke für 25 Pfund, von denen 10 Pfund an die Brain and Behaviour Research Foundation gehen. Der beste Beweis, dass aus Ängsten geborene Kunst Schönes bewirken kann.

 

© Fotos: The Agoraphobic Traveller


RELATED POST

INSTAGRAM
FASHION, BEAUTY AND CULTURE ON KITTENHEELS