Er designte, kam und siegte auf der diesjährigen Fashion Week in Berlin. Die Rede ist vom deutschen Modeschöpfer Lutz Huelle. Die Show in der Hauptstadt war für den gebürtigen Remscheider eine Neueroberung. Denn eigene Mode kreiert er bereits seit 15 Jahren erfolgreich in seiner Wahlheimat Paris. Doch der Reihe nach…
Vergangener Freitagabend, kurz vor 19.30 Uhr: Die Modewoche in der Metropole an der Spree neigt sich langsam, aber sicher dem Ende entgegen. Allerdings soll das Highlight noch kommen. Die obersten Fashion-Abgesandten versammeln sich dafür an keinem geringeren Ort als vor dem legendären Club Berghain am Wriezener Bahnhof. In der Halle des 2004 eröffneten Techno-Mythen-Tempels – einem ehemaligen Fernheizwerk – wird zum ersten Mal Mode präsentiert. Ein cooler Zauber ist im Inneren des Betonriesen und in der Berliner Luft drum herum spürbar. Das einzige Interieur in dieser Kulisse bilden opulente Kronleuchter neben kreisförmig aufgestellten Stuhlreihen.
Laute Beats ertönen und 300 bekannte Gesichter aus der Branche begutachten die Lieblingslook-Auswahl von Lutz Huelle für sein deutsches Debut-Défilée – darunter viele dekonstruierte Bomber- und Jeansjacken, Capes, opulente Ärmel und einige Plissee-Pieces. Am Ende der Show donnern frenetischer Applaus und Bravo-Rufe durch die kahle Halle, während Huelle samt Models heiter tanzend zum Finale bittet.
Der charismatische Kreative bearbeitet in seinen Kollektionen immer wieder die textile Oberfläche: Er tauscht altbewährtes Material aus, lässt Schnitte um entscheidende Millimeter verrutschen oder fügt an unerwarteten Stellen etwas hinzufügt. In einem Iconist-Artikel auf Welt.de aus dem Jahr 2014 kann man das folgende Zitat von ihm lesen: „Das Leben verläuft nicht symmetrisch, deshalb sollte Kleidung auch nicht immer symmetrisch sein. Ich mag es, wenn es nicht allzu perfekt wirkt.“ und weiter beschreibt er dort seinen Look als „ganz nah an der Realität und doch ein bisschen verschoben“.
In Bezug auf seinen Erfolg gibt es Parallelen. Er setzt hierzulande zeitversetzt ein. Obwohl er neben Karl Lagerfeld der einzige Deutsche ist, der es geschafft hat, seine Schauen im Rahmen des offiziellen Kalenders der Pariser Modewoche zu zeigen, kennt ihn bei uns bislang fast niemand. In Frankreich war er im März sogar zu Gast beim Staatspräsidenten Emmanuel Macron, der zusammen mit der Première Madame ein Dinner zu Ehren der Designer der Pariser Modekammer veranstaltet hatte.
Schon gleich nach seinem Studium am Central Saint Martins College in London zog es Lutz Huelle 1995 nach Paris. Dort arbeitete er als Assistent für den Avantgardisten Martin Margiela und zeigte im Jahr 2000 seine erste eigene Kollektion. Eine große Weile später fand nun dank des Fashion Council Germany* dieses deutsche Debut statt – wie fabelhaft! Und nicht nur das: Der 2015 gegründeten Interessenvertretung für „Mode designed in Germany“ ist es außerdem gelungen, das Interesse unserer Kanzlerin zu wecken. Somit fand eine weitere Premiere auf der diesjährigen Fashion Week statt:
Ein Empfang im Bundeskanzleramt, bei dem die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung und Staatsministerin Dorothee Bär zusammen mit ausgewählten Gästen und Opinion-Leadern der deutschen Modeindustrie samt Angela Merkel über die Belange der Fashion Industrie diskutierte. Auch Herr Huelle nahm am Politik-Talk teil. Genauso Christiane Arp, Chefredakteurin der deutschen Vogue und Präsidentin des Fashion Council Germany, die sich im Anschluss folgendermaßen dazu äußerte:
„Der Einladung von Staatsministerin Dorothee Bär ins Bundeskanzleramt sind wir nur allzu gern
gefolgt, weil wir sie als positives Signal dafür werten, dass auch innerhalb der Bundesregierung das
Bewusstsein für die Relevanz deutschen Modedesigns als Wirtschafts- und Kulturgut steigt. Offener,
konstruktiver Dialog zwischen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Kreativbranche ist
ein elementarer Grundstein, um die Modeförderung in Deutschland systematisch aufzubauen, wie es
für andere Kreativbranchen längst etabliert ist. Der kulturelle Reichtum Deutschlands kann sich nur
mit aktiver staatlicher Unterstützung vielfältiger kreativer Disziplinen weiterentwickeln. Dazu sollte
neben Film, Musik und Kunst ganz selbstverständlich auch die Mode gehören.“
Berlin, deine Zukunft in Sachen Mode könnte von jetzt an rosig werden – Paws crossed!
* Fashion Council Germany (FCG)
Der Fashion Council Germany ist die Interessensvertretung für Mode „designed in Germany“. Im Januar 2015 auf Initiative nationaler Branchenexperten in Berlin gegründet, setzt sich der Fashion Council Germany für deutsches Modedesign als Kultur- und Wirtschaftsgut ein und fördert Designnachwuchs aus Deutschland. In Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung startete der FCG sein Förderprogramm für deutsche Designtalente 2016. Besonderes Augenmerk liegt neben dem Bereich der Nachwuchsförderung auch auf Education, Sustainability und Fashion Technology. Vor diesem Hintergrund leistet der Council essentielle Lobbyarbeit in Politik, Wirtschaft und Kultur, bemüht sich um die Sichtbarkeit und betont die globale Relevanz des deutschen Modedesigns im In- und Ausland. Zusammen mit Christiane Arp (Editor-in-Chief Vogue Germany) stehen John Cloppenburg (Mitglied der Unternehmensleitung Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf), David Fischer (CEO & Publisher Highsnobiety), Inga Griese (Editor-in-Chief ICON/ICONIST), Sung-Joo Kim (Founder and Chief Visionary Officer, Sungjoo Group and Chairperson, MCM Holding AG), Christina Oster-Daum (Geschäftsführung Cosnova GmbH) und Dirk Schönberger (Creative Director Adidas AG) dem FCG als Mitglieder des Präsidiums vor. Den Vorstand des Fashion Council Germany bilden Marie-Louise Berg, Inhaberin Berg Communications Berlin, Mandie Bienek, Geschäftsführerin Press Factory, Claudia Hofmann, Freelance Creative Director, sowie Marcus Kurz, Geschäftsführer der Agentur Nowadays und Anita Tillmann, Managing Partner PREMIUM Group.
© Fotos: Fashion Council Germany
NO COMMENT