Die erste Marni Prèt-á-porter Damenkollektion des neuen Chefdesigners Francesco Risso wurde mit Spannung erwartet und erntete am Ende nur verhaltene Reaktionen.
Aller Anfang ist schwer. Besonders schwer, wenn die vorgegebenen Fußstapfen einem Ausnahmetalent wie Consuelo Castiglioni gehören und das Ergebnis postwendend einer Horde von Talent-verwöhnten Kritikern wie den Ausgesandten von Vogue, New York Times und so weiter zum Fraß vorgeworfen wird.
Keine andere Modenschau in Mailand habe ich mit so viel Spannung erwartet, wie die des neuen Chefdesigners bei Marni. Würde der relativ unbekannte Francesco Risso einen ähnlich revolutionären Boom auslösen wie vor gar nicht allzu langer Zeit Alessandro Michele bei Gucci? Risso hat nach fast 10 Jahren unter Miuccia Prada das Marni-Ruder übernommen, das seit 23 Jahren von einer Frau geführt wurde, die sich dem Mainstream verweigerte und mit intelligenten, außergewöhnlichen Entwürfen und Signature-Prints die Herzen der Kritiker eroberte. So ging es für Risso von einer starken Frau zu den kreativen Hinterlassenschaften der Nächsten.
Im Modezirkus ist das Publikum gesetzt und die mit Spotlights ausgeleuchtete Manege zieht jedes kleinste Detail an die Oberfläche. Der Balanceakt zwischen der Tradition des Hauses und der kreativen Prägung durch Signora Prada tendierte bei dieser Vorführung deutlich zu Letzterer und ließ dabei aber großes Potential durchblicken. Zu meinen Favoriten gehören diverse Strickteile in Intarsien-Technik und Bibo-artige Mäntel und Jacken, die naiv-verspielt die Pelztradition des Hauses aufgreifen. Das, was Risso präsentierte, war vielleicht eine Nummer zu vorsichtig und noch zu wenig Marni, aber ich bin mir sicher, bei der nächsten Vorstellung gehören diese Anfänger-Schwierigkeiten der Vergangenheit an.
© Backstage-Bilder: Sonny Vandevelde
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