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Tausend Tageshasen

Tausend Tageshasen

Auf dem Bild ist der gemalte Tageshase mit der Nummer: #0418 von der Küstlerin Tina Oelker 3 Mal zu sehen. Es handelt sich um einen weißen mit Ölfarbe gemalten Meister Lampe.

Manche kommen auf den Hund. Künstlerin Tina Oelker hat ein Faible für die Felltiere mit den langen Löffeln entwickelt und in 7 Jahren 1000 Hasen gemalt. Ostern steht vor der Tür. Gründe genug die Malerin und ihren in vielfacher Form entstandenen Meister Lampe unter die Lupe zu nehmen.

Am 1. Dezember 2007 beginnt Tina Oelker`s (43) malerische Hasenjagd. Jeden Tag ein Motiv, immer im selben Format, immer Öl auf Leinwand, so das erklärte Ziel der gebürtigen Westfälin, die übrigens nicht an den Osterhasen glaubt. Warum ausgerechnet dieses Motiv? Das Schlüsselerlebnis passiert 1994 in New York. Tina studiert Malerei und Illustration und entdeckt hinter dem World Trade Center einen Brunnen mit einer riesengroßen Bronzestatue in Form eines Feldhasen von Bildhauer Barry Flanagan. Es ist um sie geschehen. Die Hoppel-Obsession beginnt. Sie wechselt zur Hochschule für Angewandte Wissenschaften nach Hamburg und studiert Design. Als Thema für ihre Diplom-Arbeit wählt sie: „Auf Hasenjagd: Der Hase als Motiv in Kunst und Kultur“, (Vdm Verlag Dr. Müller). Die Neu-Hamburgerin steigt in die Langohr-Materie tiefer und tiefer ein und macht schließlich ihr „Hasendiplom“. In Interviews, unter anderem für das Art Magazin, erklärt sie, warum sie ausgerechnet der Hase so derartig fasziniert: „Er ist ein graziles Tier. Ich finde ihn sehr ästhetisch. Darüber hinaus interessieren mich die vielen Facetten. Es gibt zum Beispiel optisch keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Außerdem habe ich persönliche Parallelen ausgemacht. Der Hase ist ein wildes Tier, das man nicht domestizieren kann. Er braucht Raum, ist ein Einzelgänger und freiheitsliebend – also ein Tier, das man einfach mit Kunst in Zusammenhang bringen muss. “ Und die Arbeit mit einem immer wieder kehrenden Motiv hat sie auch künstlerisch weiter gebracht. „Das Malen der Hasen ist ein Entwicklungsprozess“, erklärt die Künstlerin. Durch die Vorgabe des immer gleichen Formats, des gleichen Motivs und der Technik entsteht ein begrenzter Raum, in dem die Freiheit der Malerei in der Ausführung liegt. „Experimente im engen Rahmen“, nennt sie das. Hasenporträts, Hasen von hinten, Hasen im Sprung oder zuletzt einer Schwarz auf Schwarz – die Vielfalt ist groß, bis hin zu explodierenden Tieren: „Bei 1000 Hasen geht alles.“

Schon seit Ur-Zeiten verbindet Mensch und Hase eine seltsame Affinität. Vor allem in der Kunstgeschichte spielt das Felltier mit Stummelschwanz eine nicht unbedeutende Rolle und sitzt, steht, hoppelt oder liegt immer wieder Modell. Albrecht Dürers Feldhasen kennt jeder, ebenso den Comic-Bugs Bunny so wie Walt Disneys Zeichentrick-Klopfer oder das Langohr im Film „Mein Freund Harvey“ als unsichtbare Größe. Nicht nur zu Ostern hat also Meister Lampe seine Auftritte. Außerdem war es kein geringerer als Joseph Beuys der sich 1965 mit einem toten Hasen in einer Düsseldorfer Galerie einschließen ließ, um ihm die Bilder zu erklären. Seine Hasenliebe ging so weit, dass er einen Mümmelmann als Kühlerfigur auf seinen Bentley setzte. „Dieses Tier war für mich der emotionale Zugang, um Joseph Beuys Kunst zu verstehen,“ erzählt Tina in einem anderem Interview und außerdem: „Kunst ist ein Ventil. Wenn ich ein unvollendetes Bild hervor hole, kann ich wieder an die Gefühle anknüpfen. Die Malerei ist für mich ein inneres Aufräumen.“ Als erstes skizziert sie stets die Idee, und auch hier trifft man auf das Hasenmotiv. „Der Hase steht für so Vieles“, sagt sie. „Er ist ein Köder und er symbolisiert Fruchtbarkeit. Der Hase ist eine Brücke oder wie eine Art Überbrücker zwischen den Welten wie bei Beuys.“ Was am 1.12.2007 mit dem Tageshasen #0001 beginnt, endet Anfang Dezember 2014 mit Nr. #1000 als limited Edition. Auf dem Bild ist F* the Hare zu lesen und niemand konnte damals ahnen, dass es auch der Hashtag so weit bringen wird.

Auf dem Bild ist der gemalte Tageshase mit der Nummer: #1000 von der Küstlerin Tina Oelker zu sehen. Es handelt sich um einen schwarzen mit Ölfarbe gemalten Meister Lampe auf hellem Hintergrund.

Tina Oelker`s letzter Tageshase #1000

Tina Oelker`s Hasen werden in Deutschland, Polen und sogar – hier schließt sich der Hoppel-Reigen in New York ausgestellt. Dann und wann rückt sie ihrem auserwählten Motiv sehr auf den Pelz und trägt es in einer durchsichtigen Plastiktüte durch die Welt. Mit Dirndl bekleidet beobachtet sie wie das Umfeld auf den Hasen reagiert. Die Serie ist längst vollendet, doch komplett ziehen lassen kann die Künstlerin die vertrauten vierbeinigen Strampler nicht. Heute Abend findet in der Italienischen Restaurant-Institution Cuneo ein Stell-Dich-Ein mit Tina Oelker und einiger ihrer Hasen-Werke statt. Unter der Parole: Der Hase im Primo Piano, beantwortet die Künstlerin ab 19.00 Uhr unter anderem auch die Frage: Warum der Hase Italienisch kann. In diesem Sinne: Buona Pasqua!

Noch mehr Mümmelmänner von Tina Oelker gibt in Ihrer Hasenmanufaktur und in diesem Monat unter dem Motto: „Der Hase erhebt sich und zeigt sich an Hamburger Orten“ hier:

1. DO. 13. April 2017: PRIMO PIANO / CUNEO, Davidstrasse 11, 20359 Hamburg, ab 19:00
2. 13. APRIL – 20. MAI 2017: P O S T L E P O R E M = A N T E L E P O R E M / Galerie IV – III – IX, Vereinsstraße 38, 20357 Hamburg, täglich ab 20:00 mit einem extra Skandalhasen-Umtrunk am 20.04.2017

Ausflug mit Hase nach New York City.

© Headerbild: Tageshase #0418 von Tina Oelker


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