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Gegensätze ziehen sich an

Gegensätze ziehen sich an

Vom 22. März bis zum 2. September 2018 zeigt das Musée des Arts Décoratifs in Paris die Ausstellung Margiela, les années Hermès. Diese auf 7 Jahre begrenzte Werkschau eines der einflussreichsten Avantgarde-Designer zeigt das parallele Wirken von Martin Margiela für die traditionelle Luxusmarke Hermès und sein eigenes Haus, die Maison Martin Margiela.

Eleganz, Tradition, Luxus und Markenbewusstsein vs. Dekonstruktion, recycelte Materialien, Abstraktion und völlige Anonymität. Ein volles Orange gegen die Abwesenheit von Farbe: Weiß. Hermès und die Maison Martin Margiela. Unterschiedlicher könnten die Ansätze für ein Modehaus kaum sein – und doch gibt es eine Periode von 1997 bis 2003, in der ein und derselbe Kreativdirektor in beiden Ateliers die Federführung hatte: Martin Margiela.

Dieser hatte sich bereits mit seinem eigenen, 1988 gegründeten Label einen Namen gemacht und galt als eine der Hauptfiguren der modischen Avantgarde. Monochrome Looks, experimentelle Materialien und Entwürfe, oversized Schnitte und Dekonstruktion waren und sind die Attribute, für die Maison Martin Margiela steht. Ein kreatives Gesamtpaket, das so ausdrucksstark und besonders war, dass es selbst oder gerade durch den Schatten der kompletten Anonymität berühmt wurde. Die „Labels“ in den Kleidern trugen keinen Namen, sondern waren komplett weiße Etiketten, die mit 4 weißen Stichen befestigt wurden. Martin Margiela selbst hat nie ein Interview gegeben oder sich in die Öffentlichkeit gestellt. Sein Team und er selbst waren eine anonyme Masse an weiß-bekittelten Co-workern. Seine Person bleibt für die Außenwelt ein Mysterium.

Maison Martin Margiela — Autumn / Winter 1996 -1997 Photo: Anders Edström

Maison Martin Margiela — Autumn / Winter 1996 -1997, Photo: Anders Edström

Umso mehr verwunderte es Ende der 90er – in einer Zeit des Personenkults und der Stardesigner –, dass Jean-Louis Dumas, ein Spross der Familie und der damalige Vorsitzende von Hermès, dieses Phantom eines Designers als Kreativdirektor der Hermès Damenkollektion ernannte. Ganz zu schweigen von dem komplett anderen Image, das das Luxushaus innehatte. Das unterschiedliche Stil-Spielregeln, Designvorgaben und Zielgruppen einen talentierten Designer durchaus beflügeln können, bewies Margiela in seinen Hermès-Jahren, während denen er 12 Kollektionen verwirklichte.

Maison Martin Margiela — Autumn / Winter 1991-1992 Photo: Marina Faust

Maison Martin Margiela — Autumn / Winter 1991-1992, Photo: Marina Faust

Zunächst überraschte und überzeugte er mit einer monochromen Farbpalette, die mit den farbenprächtigen Prints der Hermès-Carrees so rein gar nichts zu tun hatte. Daneben zeichneten sich die Kollektionen durch Zeitlosigkeit, Authentizität, Sinnlichkeit, Bequemlichkeit und eine raffinierte Simplizität aus – so jedenfalls war Margielas Vision für die Hermès-Frau. Das dieser komplett andere Ansatz durchaus Parallelen zu seiner Arbeit für die Maison aufweist, beweist die Ausstellung Margiela, les années Hermès, in der mehr als 100 Outfits beider Häuser gegenübergestellt werden. Fotografien und Kurzfilme, in denen das Hermès-Orange und das Margiela-Weiß miteinander interagieren, versinnbildlichen die kreativen Prozesse und Identitäten beider Häuser. Zurück zur Authentizität, die für beide, Hermès und die Maison Martin Margiela, ein Leitmotiv ist – dafür sorgte der kreative Direktor von Margiela, les années Hermès: Martin Margiela himself.

Ein von @motokina63 geteilter Beitrag am

Orange vs. Weiß – am Ende bleibt mir nur zu vermiezen, dass diese Ausstellung für alle Mode-Enthusiasten ein absolutes „Must-see“ ist!

Katalog zur Ausstellung: “Margiela: the Hermès Years”, 280 Seiten, Hardcover, Lannoo Verlag, 45 Euro

Ort: Musée des Arts Décoratifs, 107 rue de Rivoli, 75001 Paris, +33 (0) 1 44 55 57 50, Datum: 22.03–02.09.2018, Öffnungszeiten: Di. bis So. von 11.00–18.00 Uhr, Do. bis 21.00 Uhr

© Header: Maison Martin Margiela — Spring / Summer 2009, Photo: Etienne Tordoir


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