FASHION, BEAUTY AND CULTURE ON KITTENHEELS

Escalatoring

Auf den Fotos ist Katzenlady Pheline an und auf einer gelben Rolltreppe zu sehen. Sie trägt einen Blouson von Tsumori Chisato, eine schwarze shiny Shorts von Dries van Noten, ein T-Shirt von Gucci und gelbe Sneakers von Hermès.

Blouson und Bier auf Beton sind nicht nur ein Outdoor-Herrengedeck beim Cornern in der warmen Freiluftsaison. Auch viele Ladies buhlen in den leichten Jacken mit um den besten Asphaltplatz vor dem Kiosk.

Geht es um das Thema Cornern, scheiden sich gesellschaftliche Geister und Gemütszustände. Die Idee mit der Ecke hat ihre Wurzeln im New York der späten Siebziger-, frühen Achtzigerjahre. Rivalisierende Gangs trafen sich in der Bronx an den Straßenecken, den Corners. Doch statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, zu stehlen oder Drogen zu nehmen, traten die Jugendlichen im Breakdance gegeneinander an. Eine Mischung aus Popkultur, Kunst und Protestbewegung entstand, mit der die Bronx-Homies auf ihre Perspektivlosigkeit aufmerksam machen wollten. Seit gut zwei Jahren wird auch in Deutschland gecornert, zumindest in Berlin und Hamburg, wo die Kioskkultur weit verbreitet ist. Aber ohne Breakdance. Stattdessen kauft man sich sein Getränk am Büdchen und setzt sich damit auf den Boden an die nächste Straßenecke. Befürworter dieser Bewegung behaupten, sie stünden oder säßen nicht einfach nur herum, sondern holen sich ein Stück Öffentlichkeit zurück, setzen damit gleichzeitig ein Zeichen gegen die Gentrifizierung oder würden so ihre Empörung über zu hohe Getränkepreise in den Bars zum Ausdruck bringen. Beim G-20-Gipfel in Hamburg nutzten Demonstranten das öffentliche Herumstehen an Straßenecken sogar als neue Protestform.

Wie lange sich dieses Phänomen, das „Ich-hol-mir-mein-Bier-lieber-am-Kiosk-Kollektiv“ andauern wird und ob es sich weiter verbreiten wird, bleibt abzuwarten. Denn in vielen Städten, zum Beispiel in Südddeutschland, fehlen Kioske, die dazu einladen. Zudem herrscht dort ein Alkoholverbot nach 22 Uhr und man verbringt die lauen Sommerabende lieber in Biergärten. Außerdem beklagen Corner-Gegner, dass in der warmen Jahreszeit durch den Bar-Boykott die Kneipenkultur mit Füßen getreten werde und diese gar mit Existenzängsten zu kämpfen habe. Ganz zu schweigen von den Anwohnern der neuen Lieblingsecken, die vom Lärm der Massenhocker und den zurückbleibenden, leeren Flaschen genervt sind. Laut Trendforscher Sven Gábor Jánszky gehe es beim Cornern auch ums Sehen und Gesehenwerden. Diesen Aspekt habe ich mir zu nutze gemacht und die neue Kiosk-Clique einmal genauer unter die Mode-Lupe genommen. Fazit meiner textil-urbanen Studie: zum Bier auf Beton geht immer ein Blouson.

Glücklicherweise ist die Street Styler Auswahl für diesen Sommer groß. Fast bei allen Designern ist das ein oder andere Modell vertreten. Bei Fenty x Puma by Rihanna konnte ich einen weißen Blouson aus Ballonseide sichten. Y/Project setzt auf eine gestreifte Variante und bei DKNY erhält die leichte Jacke noch eine Kapuze. Ganz wichtig bei allen: eine shiny Optik!

Auf den Fotos ist Katzenlady Pheline an und auf einer gelben Rolltreppe zu sehen. Sie trägt einen Blouson von Tsumori Chisato, eine schwarze shiny Shorts von Dries van Noten, ein T-Shirt von Gucci und gelbe Sneakers von Hermès.

Blouson: Tsumori Chisato. T-Shirt: Gucci. Shorts: Dries van Noten. Sneakers: Hermès.

Die hat es mir so sehr angetan, dass ich zu meinem Blouson von Tsumori Chisato am liebsten die leicht schimmernde Shorts von Dries van Noten trage. Mit dem T-Shirt von Gucci mit Miezen-Print und den Sneakern von Hermès streife ich von Corner zu Corner und finde das mit der Zeit ziemlich langweilig. Ich stoppe an einer gelben Rolltreppe und setze mich. Vielleicht ist das Beginn eines neuen Trends, eines neuen gesellschaftlichen Phänomens namens Escalatoring… Ich halte Euch auf dem laufenden!

Wer ebenfalls findet, ganz gleich ob mit oder ohne Getränk, der Blouson sei eine feine Sache, kann einen Blick auf den folgenden Kreis werfen oder auf meiner bombastischen Pinnwand rumcornern.

 © Pheline`s Fotos: Julia Küchler, Backstage-Bilder: Sonny Vandevelde, Freisteller: PR

RELATED POST

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

INSTAGRAM
FASHION, BEAUTY AND CULTURE ON KITTENHEELS